Sonntag, 22. April 2012

Tag 1

Unsere Vernissage! Wir waren SO aufgeregt, mein lieber Scholli!

Getränke und Essen...
...lockern die Stimmung und sind einfach lecker!








Catina fotografiert die drei, im Schaufenster befindlichen, Bildschirme. Eine Kamera ist direkt auf die Passanten ausgerichtet, zwei weitere filmen das Geschehen im Ausstellungsraum.












Die Gäste hören die Rede von Frau Robertson-von Trotha
Die erste Anspannung hat sich gelegt.
Werden genug Leute kommen? Ist der Zeitpunkt, Sonntags 11.00 Uhr, nicht zu früh gelegt? Funktioniert die Technik? Und nochmal: Kommen wirklich Besucher?!

Ja! Alles ist gut geworden. Unser Wohnzimmer ist gemütlich eingerichtet und die Gäste fühlen sich wohl.
Ich (Miriam) habe meine erste Rede gehalten. Irre aufregend.

Der Vortrag von Prof. Dr Caroline Robertson- von Trotha war sehr interessant und hat uns noch einige Impulse zum Thema gegeben. Etwa: Die Privatssphäre ist ein Menschenrecht. Auch der Verweis auf die Karlsruher Gespräch haben zur Recherche angeregt.



Juhuuuu!!!

Die Menschen kommen einfach herein. Aus Neugier. Genial! Aber es wird langsam eng.... :-)

Unsere Pinnwand. Infos. Direkter geht`s nicht.

Vertreter der Jungen Liberalen Benjamin (roter Pulli). Schön, dass du da bist! Wo bleiben die anderen Jugendorgas der Parteien???

Miriams Eröffnungsrede

Guten Tag liebe Besucher, Gäste, willkommen liebe Freunde,

ich heiße Sie und Euch im Namen von Aktion Analog herzlich Willkommen zu der Ausstellung "Der gläserne Mensch. Leben im Schaufenster.".
Bevor ich an Frau Caroline Robertson- von Trotha, die auch noch ein paar Worte an uns richten wird weitergebe, möchte ich uns, die Aktionskunstgruppe "Aktion Analog" und die von uns gestaltete Ausstellung kurz erklären.
Aktion Analog ist eine Gruppe von Studierenden der Angewandten Kulturwissenschaften des Karlsruher Instituts für Technologie. Sie besteht aus Nora Benterbusch, Catina Hof, Lisa-Marie Meier, Miriam Reif und Janina Stein. Im Rahmen des Seminars "Projektmanagement", gehalten von Rolf Fluhrer, Mitarbeiter des Stadtjugendausschuss Karlsruhe und dort langjähriger Chef-Organisator ven "Das Fest", hatten wir die Aufgabe ein Projekt von der theoretischen Planung bis zur praktischen Durchführung eigenverantwortlich auf die Beine zu stellen.
Kommen wir nun näher auf dieses Projekt zu sprechen: Warum "Der gläserne Mensch."?
Medien und Medieninnovationen verändern Gesellschaften. Ob die Einführung des Internets selbst, oder dessen Inhalte. Wäre der arabische Frühling, der Protest gegen ACTA, oder Stuttgart 21 ohne Facebook, Twitter und Co möglich gewesen? Zumindest nicht in dieser Form.
Die sozialen Netzwerke sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Selbst diejenigen Personen, die nicht aktiver Teil dieser Netze sind, werden durch technische Raffinessen, wie z.B. das Konvertieren von Adressbuchdaten von Emailaccounts auf Facebook in Communitys integriert. -Ungefragt.

Wir -Aktion Analog- sind weder Kulturpessimisten, noch medienkonservativ ausgerichtet.Wir sehen die Veränderungen in unserer Umwelt, die sich allzu oft diffus und erst auf den zweiten Blick erkennbar machen. Darum wollen wir ein Teil der digitalen Welt und die in ihr vorhandenen Probleme zurück ins Analoge bringen.
Wir leben öffentlich, für jeden sichtbar unser Alltägliches aus. Wir informieren. Belanglos, oder nicht, über uns. Wir integrieren. Dem Besucher wird ebenso wie uns ein Raum zur Selbstdarstellung geboten.
Das Besuchernetzwerk, die analoge Twitterwand, die Kameras, die uns und auch die Menschen außerhalb dieses Raumes beobachten, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen dieser Ausstellung, der Blog, die Besucherprofile. Das sind die Steine die anstoßen sollen.
Wir möchten zum Nachdenken anregen und mit unseren Gästen über das Thema ins Gespräch kommen. Wir möchten wachrütteln, nicht alles nun als gegeben hingenommen werden.
Wir können den Mut haben uns unseres Verstandes zu bedienen und danach zu Handeln.


Was wäre wenn…du in einer analogen Netzwelt leben würdest?

von Sophia Pauke


Du wachst morgens auf. Es klingelt an der Tür. Der Postbote bietet dir Viagra, einen
Wellness-Urlaub und ein Drei-Gänge-Menü beim Mexikaner an. Außerdem gibt er dir
Bescheid, dass zwei deiner Freunde etwas auf deiner Pinnwand im Facebook-Haus
hinterlassen haben. Du ziehst dich an und läufst noch vor dem Frühstück los in den 786.
Stock, Zimmer 2365 um nachzuschauen, wer an dich gedacht hat. Leila fragt, ob du heute
Abend schon was vor hast, dein Cousin Max hat dir einen Bildschirm mit einem Video von
Metallica in dein Facebook-Zimmer gestellt. Genervt drehst du den Ton ab. Plötzlich tippt dir
jemand auf die Schulter, ach dein Kumpel Jakob hat dich angestupst. Auf deinem Profil an
der Tafel entdeckst du, dass deine alte Schulfreundin heute 23 Jahre alt wird. Du fährst runter
in den 347. Stock, Zimmer 890 um ihr eine Geburtstagstorte auf die Pinnwand zu malen. Als
du wieder zurück in deinem Stockwerk bist, steht der Facebook-Verkuppler vor deiner Tür
und fragt dich, ob du mit Herbert befreundet sein möchtest. Du bist irritiert. Wer ist denn
Herbert? Er zeigt dir ein Foto und langsam dämmert es dir: mit Herbert warst du mal in einer
Fußballmannschaft, als du acht Jahre alt warst! Du bist dir zwar nicht sicher, was du mit
seiner Freundschaft anfangen willst, nimmst die Einladung aber einfach an. Auf dem Weg
zum Ausgang gehst du an einer langen Wand mit bunten Plakaten vorbei, auf denen Promis,
Parteien und Firmen abgebildet sind. Unten an den Plakaten kann man sich einen „gefällt
mir“-Zettel abreißen. Spontan gefallen dir Audi, Madonna und die Piratenpartei. Als du nach
Hause läufst, stehen in den Schaufenstern lauter Dinge, die du sofort kaufen möchtest: Blaue
Nike-Schuhe, die so ähnlich aussehen wie die, die du letzte Woche gekauft hast. Eine
Flugreise nach Ibiza, deiner Lieblingsinsel. Die superteure Espressomaschine, nach der du
gestern gesucht hast. Vor dem Musikladen steht ein Verkäufer und bietet dir CDs an, die
genau deinen Geschmack treffen. Woher weiß er nur, dass du auf Katie Perry stehst? Dein
Magen knurrt und du beschließt, jetzt endlich mal deinen Hunger zu stillen. Zu Hause
angekommen machst du dir ein leckeres Frühstück. Auf der Müslipackung ist ein Aufruf zur
Teilnahme an einem Gewinnspiel abgebildet. Ein Trikot für die Deutsche Nationalmannschaft
wolltest du schon immer, du rennst aus der Wohnung, um zum Google-Haus zu gelangen.
Vor deiner Haustür stößt du mit dem Postboten zusammen. Er wollte dir sagen, dass du zu
zwei Veranstaltungen und zu einer Lerngruppe eingeladen wurdest. Außerdem gibt er dir
zwei Rechnungen und eine Nachricht von deiner Mutter. Uff. Was wolltest du jetzt nochmal?
Ach genau, nachschauen wie du an dem Gewinnspiel teilnehmen kannst. Also auf zum
Google-Haus! An der Info im Erdgeschoss ist heute alles im Anti-Aids-Look. Ach ja, heute
ist Anti-Aids-Tag. Du fragst die nette Infodame, wo das Zimmer des Müsliherstellers ist. Sie
gibt dir die Adresse und du läufst los. Der Fahrstuhl braucht ewig, bis du im 30998. Stock
angekommen bin. Puh, das dauert. Du findest das richtige Zimmer und musst zur Teilnahme
am Gewinnspiel dein Name, deine Adresse, dein Geburtsdatum und dein Lieblingsmüsli
angeben. So, das wäre geschafft, dem Trikot bist du schon ein Stückchen näher gekommen.
Und jetzt? Ach ja, die Einladungen zu den Veranstaltungen musst du noch beantworten. Du
läufst also zurück zum Facebook-Haus, fährst in dein Stockwerk, läufst durch die langen
Gänge, als dich schon wieder jemand anstupst. Ach dein kleiner Bruder ist es, der dir auf die
Schulter getippt hat. Bei dem musst du dich auch mal wieder melden. Eine Veranstaltung ist
die Hochzeit deines Onkels, die andere eine WG-Party von Susi, die du irgendwann Mal beim
Schach-Club getroffen hast. Sollst du da wirklich hingehen? Die kennst du ja kaum. Egal,

vielleicht triffst du ja jemand Interessanten auf der Party. Du gehst in Susis Zimmer und
klebst auf die Veranstaltungspinnwand einen „Ich nehme teil!“-Zettel. Du schaust auf die
Uhr. Schon zwölf! Jetzt solltest du aber was für die Uni tun. Du gehst zur Uni-Bibliothek, als
graue Wolken aufziehen. Scheiße, was wird heute eigentlich für Wetter? Da du sowieso beim
Deutschen Wetterdienst vorbeiläufst gehst du auch dort zur Infotheke und fragst nach, wie
das Wetter wird. Ein Gewitter ist für 14 Uhr angesagt, aha. Naja das nützt jetzt auch nichts,
der Regenschirm liegt zu Hause. Beim Lernen in der Unibibliothek kannst du dich nicht
richtig konzentrieren, weil ständig jemand auf deine Schulter tippt und du an deine Pinnwand
im Facebook-Haus denkst. Nach zwei Stunden hast du genug gebüffelt und gehst wieder nach
Hause, um dir etwas zu Essen zu machen. Du hast Lust auf Spinat, doch wie ging nochmal
das Spinatlasagne-Rezept? Du läufst zum Chefkoch-Haus und fragst an der Information, wo
die Spinatrezepte zu finden sind. Dieses Mal fährt der Fahrstuhl viel schneller. Unterwegs
steigt ein Mann ein, der dir sagt dass du mal wieder eine Virenprüfung durchführen solltest,
um deine Daten vor Angriffen von Trojanern gefährdet sind. Trojanern? Sind wir jetzt wieder
in der Antike? Egal, du bestätigst seine Anfrage, damit der Fahrstuhl endlich weiterfahren
kann. Im Spinat-Zimmer angekommen findest du einen leckeren Rezeptvorschlag von Tante
Emilie, der auf der Pinnwand schon von vielen gelobt wurde. Du machst dir eine Kopie und
gehst schnell nach Hause. Mmmhhh, die Lasagne schmeckt vorzüglich! Du schließt deine
Augen und genießt den Geschmack. Ein Klingeln schreckt dich auf, der Postbote steht schon
wieder vor der Tür. Er erinnert dich daran, dass heute Abend Studentenparty in deiner
Fachschaft ist. Wie gut, dass ich ihn habe! Du ziehst dir die neuen Schuhe an und gehst gleich
los. Doch wo war nochmal das Fachschaftsgebäude? Du gehst ins Google-Streetview-Haus
und suchst die Adresse aus einem riesigen Zettelkasten. Unter der Hausnummer findest du
einen Ordner mit Bildern, auf denen du das Gebäude von oben und von der Straße aus
betrachten kannst. Ist das nicht dein Professor, der da gerade mit einer schicken Brünetten aus
dem Institut nebenan kommt? Das Gesicht ist zwar verpixelt aber die Lederjacke erkennst du
eindeutig. Was für eine Entdeckung! Belustigt gehst du aus dem Streetview-Haus und auf zur
Fachschaft. Die Party ist gut, die Musik laut und alle haben Fotoapparate dabei. Lisa, deine
beste Freundin wird gerade dabei geknipst, wie sie einen Cocktail auf Ex trinkt, Tim lässt sich
mit zwei Kumpels beim Table-Dance ablichten und einer filmt sogar die tanzende Menge.
Um eins ist die Party vorbei. Vor dem nach Hause gehen schaust du schnell noch im
Facebook-Haus vorbei, um zu schauen ob neue Nachrichten für dich da sind. Auf dem Gang
kommst du an dem Plakat mit der Studentenparty vorbei. Das Foto von Lisa sticht dir sofort
ins Auge, viele haben Kommentare wie „sexy“ „immer rein damit!“ daneben gepinnt. Du
schüttelst den Kopf und nimmst dir vor, mit Lisa über ihre Alkoholexzesse zu reden. In
deinem Zimmer gibt es nichts Neues. Denkt denn keiner an dich? Enttäuscht verlässt du das
Facebook-Haus. Auf dem Weg nach Hause kommst du schon wieder an dem tollen
Musikladen vorbei. Diesmal kannst du nicht widerstehen und beschließt, die Katie Perry-CD
zu kaufen. Der Verkäufer hält dir ein Formular hin, du setzt ohne richtig hinzuschauen zwei
Häkchen und freust dich, dass bald wieder der Postbote vor deiner Tür steht.




Die Eröffnung ist nun vorbei und der Tag neigt sich dem Ende. Wir haben eine sehr anregende Rede von Frau Robertson- von Trotha gehört, wurden von Käpt'n Dirt und seinem Cello bespielt und lauschten Sophias Geschichte von einer analogen Welt. Das ganze war kulinarisch begleitet von unserem leckeren Buffet. Ein gelungener Start! Unsere Pinnwand und unser Besucher-Netzwerk sind auch schon gut gefüllt und es haben schon einige interessante Gespräche stattgefunden. Ich bin gespannt was die Woche noch so bringt! :) (Janina)

Käpt`n Dirt


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